In die heutige Zeit mit ihrer Herausforderung der Klimakrise übertrug Thomas Rath die Bibeltexte der ersten drei Adventssonntage in seinen Predigten in insgesamt sieben Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft Um Maria Sondheim.
Die drastischen Endzeitbilder im Evangelium am ersten Adventssonntag ließen den Prediger vom „Ende der Welt, wie wir sie kannten“ sprechen, womit er einen Buchtitel der Autoren Leggewie und Welzer aufgriff. Kipppunkte, die bei ca. 2°C globaler Erwärmung einsetzen, werden in eine Welt hineinführen, die klimatisch sich von unserer Welt extrem unterscheiden und in vielen Teilen unbewohnbar sein werde, erläuterte Thomas Rath. Kipppunkt heiße auch, dass der Zustand davor nicht mehr erreicht werden könne, vergleichbar einer Art, die ausgestorben ist. Zentrales Anliegen war dem Prediger der Budgetgedanke: Wie beim monatlichen Haushaltsgeld, mit dem viele wirtschaften müssen, so sei es mit dem noch möglichen CO2-Ausstoß, dessen Obergrenze nicht überschritten werden dürfe, um die sogenannten Kipppunkte nicht zu erreichen. „Wir haben es noch in der Hand. Wir können die Welt auch in eine gute, dekarbonisierte Welt führen, dass wir sie nicht mehr gegenüber der früheren erkennen. Das Zeitfenster schließt sich in den nächsten Jahren.“ appellierte der Prediger an die Zuhörerinnen und Zuhörer und übertrug damit die mahnenden Worte des Evangeliums in die aktuelle Situation.
Die zweite Predigt beschäftigte sich mit dem Ruf zur Umkehr des Johannes in der Wüste. Heute seien es die reinen Zahlen, die die Wissenschaft liefert, die zur Umkehr aufrufen, so der Prediger. Die biblische Forderung der Gerechtigkeit spiele heute als Klimagerechtigkeit eine große Rolle, ein Begriff, den auch die “Fridays for Future“-Bewegung“ aufgreife. „Der Welterschöpfungstag für Deutschland war für 2021 am 5. Mai. Danach leben die Deutschen auf Pump, auf Kosten der nächsten Generationen“ verdeutlichte Thomas Rath die herrschende Ungerechtigkeit.
Es gebe unterschiedliche Geschwindigkeiten bei unterschiedlichen Ländern. So habe Indien mit seinem Pro Kopf/pro Jahr-Ausstoß an CO2 mit ca. 2 Tonnen noch viel mehr Zeit als Deutschland mit seinen ca. 10 Tonnen. Es gebe viele Staaten, die so arm leben, dass sie schon das Ziel von einer Tonne beim CO2-Ausstoß erreicht hätten und ewig so weiterleben könnten. In Deutschland müsse jede und jeder umkehren: Die Politik auf ihre Weise, die Wirtschaft auf ihre Weise und die Privatpersonen auf ihre Weise. „Die Reichen haben eine größere Verantwortung als die Armen.“ betonte der Prediger.
Im Evangelium des dritten Adventssonntags fordert Johannes der Täufer die Leute, die zu ihm kommen und fragen: „Was sollen wir denn tun?“ zu konkreten Schritten auf: „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!“ Entsprechend stellte Thomas Rath in seiner dritten Predigt konkrete Schritte angesichts der Klimakrise in den Mittelpunkt wie z.B. zu einem Ökostromanbieter wechseln, nicht mehr fliegen, auf Überflüssiges, nicht Notwendiges verzichten, weniger kaufen, Anschaffungen hinauszögern, das Haus dämmen, bei Heizung und Mobilität auf fossile Brennstoffe wie Öl und Erdgas verzichten, Defektes reparieren lassen, Gebrauchtes kaufen, und weniger Fleisch essen.
Die erläuterte Dringlichkeit sowie die Ungerechtigkeit in der Klimakrise seien Fakten. Genauso auch, dass die Freiheit des einzelnen ein ganz hohes Gut ist. „Eine breite, gesellschaftliche Diskussion ist daher notwendig, ob und wie wir denn in Zukunft gemeinsam auf dem Planeten leben wollen. Denn es gibt keinen Planeten B“ beschwor der Prediger die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Die Idee zu diesen thematischen Predigten entstand in der Runde der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden in der Pfarreiengemeinschaft Um Maria Sondheim, nachdem Thomas Rath die von ihm initiierte Bewegung „t5t1“ und die von ihm getragenen monatlichen Schöpfungsandachten vorgestellt hatte. Weitere Infos zu t5t1 finden Sie hier.
Thomas Rath / Christian Ammersbach