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Reservierungswünsche

Was für ein Typ sind Sie? Lassen Sie es gerne darauf ankommen und machen dafür öfter mal ein last-minute-Schnäppchen? Oder gehen Sie doch lieber auf Nummer sicher und reservieren frühzeitig, wo dies möglich ist? Keine einfache Frage, zumal es einen Unterschied macht, ob man Single ist oder für eine ganze Familie planen muss.

Wer rechtzeitig bucht, hat natürlich in der Regel die Gewissheit, dass er oder sie auch das Gewünschte bekommt. Das kann ein Platz im Flugzeug oder bei der Bahn sein, Theater- oder Kinokarten, ein Urlaubs-Quartier, Plätze im Restaurant und vieles, vieles mehr.

Um eine Sitzplatz-Reservierung geht es auch im 10. Kapitel des Markusevangeliums, genauer um eine Sitzplatz-Reservierung für zwei Personen. Aus dem engeren Jüngerkreis haben sich die Apostel Jakobus und Johannes für die sichere Variante entschieden und treten als Frühbucher bei Jesus auf. Um die besten Plätze geht es, um die besten Plätze im Reich Gottes, direkt links und rechts neben dem Thron Jesu.

Die beiden stellen es wirklich ganz geschickt an. Sie fallen nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern machen es wie Kinder, die bei ihren Eltern etwas Bestimmtes erreichen wollen und damit nicht direkt herausrücken, um sich nicht sofort eine Absage einzuhandeln.

So bitten die beiden Brüder Jakobus und Johannes Jesus um einen Gefallen: „Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.“ Das klingt doch ganz nett und harmlos. Wozu hat man schließlich so seine Beziehungen? Erst nachdem Jesus geantwortet hat „Was soll ich für euch tun?“, rücken sie mit der Sprache heraus: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links von dir sitzen.“ - Im griechischen Orginal klingt es sogar noch etwas forscher: „Gib uns..!“

Also eines muss man den beiden lassen: Die trauen sich was! Vor den Augen der anderen, kurz nach den mehrfachen Leidensankündigungen ihres Herrn und schon auf dem Wege nach Jerusalem, ziehen sie Jesus offenbar zur Seite und äußern solch eine Bitte!

Es ist ja nicht so, als wenn es im Himmel Platzmangel gäbe und man deshalb reservieren sollte. Den beiden geht es nicht um den Himmel als solchen, sondern um die ersten und besten Plätze. - Natürlich sind die ersten Plätze immer direkt beim Chef. Die wichtigsten Minister sitzen in den Regierungen unserer Welt immer in der Nähe des Regierungschefs. Solche Sitzordnungen werden zuweilen sogar für private Feste geplant, und in der Firma und auch in kirchlichen Versammlungen ist es eine Ehre, wenn man am Vorstandstisch sitzen darf.

Jakobus und Johannes wollen sich also die besten Posten im zukünftigen Hofstaat Jesu schon mal sichern. Sie haben ja schließlich auch allerhand investiert; ihre frühere sichere Existenz haben sie für ihn aufgegeben und sind ihm gefolgt, wo auch immer er hin ging.

Und die anderen zehn Apostel? Die sind verständlicher Weise wenig begeistert, von den beiden, die sich da vordrängeln wollen. Ihr Ärger, so lässt der Text vermuten, war sicher auch gemischt mit Eifersucht und Enttäuschung, vielleicht nicht nur über die Unverfrorenheit der Bittsteller, sondern auch über sich selbst. Diese beiden haben frühzeitig reagiert, warum nicht auch wir?

In seiner Reaktion erklärt sich Jesus für diesen Buchungswunsch zwar für nicht zuständig, aber er erteilt den beiden auch keine Abfuhr.

Denn das forsche Auftreten der beiden ist ja auch Ausdruck ihres großen Glaubens: Jakobus und Johannes müssen ein absolutes Vertrauen in die kommende Herrschaft Jesu haben, denn sonst macht ihre Bitte um die Platzreservierung ja keinen Sinn.

Haben wir dieses Vertrauen auch? Sie setzen alles auf diesen Jesus von Nazareth. Ja, lieber mal vor Begeisterung über das Ziel hinausschießen, als nur halbherzig mit zu trotten in der Nachfolge Jesu!

Dass es im Glauben darauf ankommt, bei Christus zu sein – in enger Verbindung mit ihm zu leben, haben die beiden erkannt. Wie wichtig ist mir ein Platz neben Jesus? Es gibt keine Reservierungsmöglichkeit. Aber wie wäre es, ich drehe es um und lade ihn ein, einen Platz neben mir einzunehmen und an meiner Seite mit mir durchs Leben zu gehen? Ich glaube nicht, dass er ablehnen wird!

Pfr. Christian Ammersbach

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